mit häufigen rezidivierenden Entzündungen, Thrombosierungen
oder stärkeren Blutungen
ohne erhebliche Beschwerden, geringe Blutungsneigung
klein, reponierbardiv
10.3.1 Chronische Hepatitis
Unter dem Begriff „chronische Hepatitis“ werden alle chronischen Verlaufsformen
von Hepatitiden zusammengefasst (früher: „chronische Hepatitis ohne Progression“
und „chronische Hepatitis mit Progression“
). Dazu gehören insbesondere die Virus-, die
Autoimmun-, die Arzneimittel- und die kryptogene Hepatitis.
Die gutachtliche Beurteilung einer chronischen Hepatitis beruht auf dem klinischen
Befund einschließlich funktionsrelevanter Laborparameter, auf der Ätiologie
sowie auf dem histopathologischen Nachweis des Grades der nekro-inflammatorischen
Aktivität (Grading) und des Stadiums der Fibrose (Staging). Zusätzlich
sind engmaschige Verlaufskontrollen und die Beachtung der Differentialdiagnose
erforderlich. Dies gilt auch für geltend gemachte Verschlimmerungen im Leidensverlauf.
Der GdS und die Leidensbezeichnung ergeben sich aus der nachfolgenden
Tabelle, wobei bereits übliche Befindlichkeitsstörungen – nicht aber extrahepatische
Manifestationen – berücksichtigt sind.
Chronische Hepatitis
ohne (klinisch-) entzündliche Aktivität
ehemals: chronische Hepatitis ohne Progression
mit geringer (klinisch-) entzündlicher Aktivität
ehemals: chronische Hepatitis mit Progression, gering entzündliche Aktivität
mit mäßiger (klinisch-) entzündlicher Aktivität
ehemals: chronische Hepatitis mit Progression, mäßig entzündliche Aktivität
mit starker (klinisch-) entzündlicher Aktivität
ehemals: chronische Hepatitis mit Progression, stark entzündliche Aktivität
je nach Funktionsstörung
Alleinige Virus-Replikation („gesunder Virusträger“)
bei Hepatitis-C-Virus nur nach histologischem Ausschluss einer Hepatitis.
Die histopathologische Bewertung der chronischen Virushepatitis umfasst die nekroinflammatorische
Aktivität (Grading) und den Grad der Fibrose (Staging). Der GdS
ergibt sich aus folgender Tabelle, wobei die genannten GdS-Werte die üblichen
klinischen Auswirkungen mit umfassen.
Anmerkung:
Die Auswertung des histologischen Befundes soll sich an dem modifizierten histologischen
Aktivitätsindex (HAI) ausrichten. Eine geringe nekro-inflammatorische
Aktivität entspricht einer Punktzahl von 1 bis 5, eine mäßige nekro-inflammatorische
Aktivität einer Punktzahl von 6 bis 10 und eine starke nekro-inflammatorische
Aktivität einer Punktzahl von 11 bis 18. Eine fehlende bzw. geringe Fibrose
entspricht einer Punktzahl 0 bis 2, eine mäßige Fibrose der Punktzahl 3 und eine
starke Fibrose einer Punktzahl von 4 bis 5.
Für die Virushepatitis C gelten bei fehlender Histologie im Hinblick auf die chemischen
Laborparameter folgende Besonderheiten:
ALAT-/GPT-Werte im Referenzbereich entsprechen bei nachgewiesener Hepatitis-
C-Virus-Replikation einer chronischen Hepatitis ohne (klinisch-) entzündliche
Aktivität.
ALAT-/GPT-Werte bis zum 3-fachen der oberen Grenze des Referenzbereichs
entsprechen einer geringen (klinisch-) entzündlichen Aktivität.
ALAT-/GPT-Werte vom 3-fachen bis zum 6-fachen der oberen Grenze des
Referenzbereichs entsprechen einer mäßigen (klinisch-) entzündlichen Aktivität.
ALAT-/GPT-Werte von mehr als dem 6-fachen der oberen Grenze des Referenzbereichs
entsprechen einer starken (klinisch-) entzündlichen Aktivität.
Diese Bewertungen sind nur zulässig, wenn sie sich in das klinische Gesamtbild des
bisherigen Verlaufs einfügen.
10.3.5 Primäre biliäre Zirrhose, primäre sklerosierende Cholangitis
GdS ist je nach Aktivität und Verlauf analog zur chronischen Hepatitis oder
Leberzirrhose zu beurteilen.
Gallenblasen- und Gallenwegskrankheiten
(Steinleiden, chronisch rezidivierende Entzündungen)
mit Koliken in Abständen von mehreren Monaten,
Entzündungen in Abständen von Jahren
mit häufigeren Koliken und Entzündungen sowie mit
Intervallbeschwerden
mit langanhaltenden Entzündungen oder mit
Komplikationen
Angeborene intra- und extrahepatische Transportstörungen der
Galle
(z.B. intra-, extrahepatische Gallengangsatresie), metabolische
Defekte (z.B. Meulengracht-Krankheit)
ohne Funktionsstörungen, ohne Beschwerden
mit Beschwerden (Koliken, Fettunverträglichkeit, Juckreiz),
ohne Leberzirrhose
mit Leberzirrhose
mit dekompensierter Leberzirrhose
60-100
Folgezustände sind zusätzlich zu bewerten.
Verlust der Gallenblase
ohne wesentliche Störungen
bei fortbestehenden Beschwerden wie bei Gallenwegskrankheiten
Nach Entfernung eines malignen Gallenblasen-, Gallenwegsoder
Papillentumors
ist in den ersten fünf Jahren eine Heilungsbewährung
abzuwarten;
GdS während dieser Zeit
bei Gallenblasen- und Gallenwegstumor
bei Papillentumor